Augenweide Rittersaal
Heinrich der Löwe ließ die Burg um 1175 nach dem Vorbild der Kaiserpfalzen als Residenz erbauen. Sie wurde, nach vielen Veränderungen und einem Brand, 1887 bis 1906 durch Stadtbaurat Ludwig Winter neu errichtet. Heute ist in der Burg Dankwarderode im Herzen der Braunschweiger Innenstadt am Markt die Mittelalter-Abteilung des Herzog Anton Ulrich-Museums untergebracht.
Die kleine Besichtigungstour startet im ersten Geschoss. Der Rittersaal ist ein reich ausgestatteter Raum und erstreckt sich über die gesamte Breite der Burg. Der offene Dachstuhl mit opulenten Schnitzereien, Goldverzierungen im Gebälk und farbigen Mustern, zehn großen Radleuchtern aus vergoldeter Bronze und eine Arkadenreihe in der Mitte, deren Kapitelle reich mit Ornamenten und Figuren geschmückt sind, machen den Raum zu einer Augenweide.

Kostbare Schätze im schlichten Raum
Direkt unter dem Rittersaal liegt der Hauptraum – der Knappensaal – mit einer Sammlung mittelalterlicher Kunst. Der schlichte Raum birgt allerlei Schätze: So steht hier das Original des Braunschweiger Löwen – die älteste erhaltene freistehende Bronzeplastik des Mittelalters. Mittelalterliche Messgewänder, der Mantel Kaiser Ottos IV., ein Flügelaltarretabel aus dem Braunschweiger Dom sowie seit einigen Monaten der Gawan-Behang aus der Mitte des 14. Jahrhunderts.
Dieser visualisiert einen Ausschnitt aus „Parzival“ von Wolfgang von Eschenbach, einem der bedeutendsten deutschsprachigen Epiker des Mittelalters. Die Bilderstreifen sind durch eine besondere Stichtechnik mit Wollfäden auf Leinen gefertigt. Die Szenen orientieren sich nah am Text und stellen besonders das Rittertum und die adelige Lebensführung dar. Der „Comic“ diente schon vor hunderten von Jahren der Unterhaltung – auch für Menschen, die des Lesens nicht mächtig waren. Der Bild-Behang zierte besonders bei festlichen Anlässen Wohnräume und Säle von Klöstern.
Eine Führung und Lesung zum Gawan-Behang auf Burg Dankwarderode in Braunschweig gibt es am Sonntag, 15. Dezember, 15 Uhr, mit Dr. Regine Marth, Spezialistin für Mittelalterliche Kunst, und Kunstvermittlerin Pia Kranz.
