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Bild: Julia Steinberg-Böthig
Ausflugstipp

Die Hansewelt in bunten Legobausteinen

Kindern die Geschichte unserer Welt nahe zu bringen, ohne dass diese nach den ersten zwei Sätzen gelangweilt die Augen verdrehen, funktioniert oft nur mit viel Einfallsreichtum. Dem Familienmuseum in Braunschweig ist das jetzt mit einer beeindruckend tollen Ausstellung zum Thema Hanse gelungen. Mit Millionen von bunten Legosteinen wird in der Kirche der St.-Ulrici Brüdern von „Bruneswic anno 1221“ erzählt.

Am Eingang werden wir standesgemäß vom Hansekaufmann Winni Warendorp begrüßt. Der Händler in feinem Zwirn und Hut ist genauso groß wie mein Sohn Mick, und der muss die Figur erstmal freundschaftlich umarmen. Aus 70.000 Legosteinen wurde Winni zusammengesetzt. Mit 73 Kilogramm ist er kein Leichgewicht. Mit ihm beginnt eine Reise in die Zeit, als Braunschweig noch Bruneswic hieß und eine der bedeutendsten Städte des Reiches war. Die Idee, die Geschichte der Hanse mit Darstellungen aus Legosteinen zu erzählen, ist schon toll, doch das Ganze auch in einer Kirche zu verorten, ist auch für Erwachsene beeindruckend.

Vom Leben und Arbeiten im Mittelalter

„Guck mal, der hat ja Kacki in einem Eimer gemacht!“, ruft Mick und seine Stimme hallt laut von den Kirchenwänden wider. Ich lächle entschuldigend ein paar ältere Besucher an, doch die scheinen Micks Begeisterung ganz amüsant zu finden. Mein Vierjähriger zeigt auf eine Vitrine in der ein riesiges Kontorhaus aufgebaut ist. Im Querschnitt kann man die einzelnen Räume sehen. Neben Lagerräumen mit Fässern, Säcken und Bottichen mit Fisch, gibt es hier auch eine Art Schlafzimmer. Vor dem Bett hat Micki tatsächlich einen gefüllten Nachttopf entdeckt. Es ist ein originalgetreuer Nachbau eines mittelalterlichen Kontors und zeigt, wie die Menschen damals gelebt und gearbeitet haben.
Ich lese die Tafel und erkläre: „Wenn die Schiffe über die Ostsee voll beladen mit wertvollen Gütern wie Silber und Kupfer, aber auch mit Lebensmitteln und Stoffen ankamen, wurden diese in den Hansekontoren im Hafen entladen. Von dort wurden die Waren dann weiterverkauft.“ „Schiff“ scheint für Mick das Stichwort gewesen zu sein. Denn er rennt schnurstracks zu einem riesigem Schiff. Es ist das Großmodell einer Kogge aus dem 14. Jahrhundert. Wir erfahren, dass diese vor allem von den Hansekaufleuten zum Transport ihrer Waren genutzt wurden. Sie waren sicher und schnell, zudem günstig herzustellen und sie konnten mit großen Warenmengen beladen werden. Diese wurden in Fässer, Säcken und in Ballen gepackt. 180.000 Legosteine wurden für die Kogge verbaut.

Entdecken, Mitmachen und Lernen

Die Ausstellung begnügt sich nicht nur damit, via Lego-Modellen ein Stück Geschichte zu erklären. Die Kinder dürfen auch in die Kleidung von Händlern, Seefahrern und Rittern schlüpfen. Micki will unbedingt einmal den schweren Ritterhelm aufsetzen und ist erstaunt, wie schwer das Teil wirklich ist. Besonders beeindruckt ihn das riesige Schwert, das Gästeführerin Clara Brinkmann zeigt. „Das Original liegt dort in der Vitrine“, erklärt sie und reicht Mick vorsichtig ein etwas neuer aussehendes Pedant. „Das Schwert dort ist mehr als 500 Jahre alt“, erklärt sie. „Kein Wunder, dass man das nicht mehr anfassen darf. Das ist ja ganz rostig und schon kaputt“, bemerkt Mick etwas altklug.

Richtig anstrengen müssen sich Mick und Papa Dirk in dem großen Lastenkran. Der originalgetreue Nachbau ganz aus Holz, wurde im Mittelalter zum Be- und Entladen der Koggen genutzt. Er funktioniert allein durch Menschenkraft, und so müssen meine beiden Männer kräftig in dem großen Rad laufen, damit ein relativ kleiner Sack per Seilwinde einmal nach oben und wieder herunter gelassen werden kann.

Die Ausstellung im Familienmuseum läuft noch bis zum 27. August.

Weitere Infos findest du hier:

So kommst du hin:

RE50
Braunschweig
Am Hauptbahnhof nimmst du die Straßenbahnlinie 411 (Haltestelle „Lammern Busch“) bis zur Haltestelle „Hintern Brüdern“. Bis zur Schützenstraße und zum Museum sind es dann nur noch 2 Minuten zu Fuß.
Julia vom enno

Julia vom enno

Julia ist seit mehr als 20 Jahren freiberufliche Journalistin. Sie liebt Ausflüge, gutes Essen und ihre Familie. Mit ihnen unternimmt sie nahezu jedes Wochenende Kurztrips in die Region, über die sie dann gern auch schreibt.

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