Vom Mittelalter bis in die 80er Jahre
So mancher Besucher fühlt sich an seine Kindheit erinnert. „Ja, sowas hatte meine Oma auch noch in der Küche“, tönt es aus der Gruppe Mittsechziger, als Gästeführerin Heidi Igel einen Küchenschrank gefüllt mit Einmachgläsern öffnet. Daneben steht der erste „transportable“ Herd aus dem Jahr 1851: Ein gusseisernes Ungetüm, das noch mit Holz befeuert wurde und auf dessen großem Kochfeld gleich mehrere Töpfe Platz haben – darunter stets einer für heißes Wasser. „Alles hier im Küchenmuseum ist noch voll funktionsfähig“, betont Heidi Igel. „Egal, ob es sich dabei um einen der ersten Kühlschränke, einen Herd oder um einen Küchenmixer handelt, der noch per Hand betrieben wird.“ Alles im Museum wurde gespendet oder von den Vereinsmitgliedern zusammengetragen, sorgfältig gesäubert und wieder hergerichtet.

Mehr als nur ein Museum
Die Idee zu einem Küchenmuseum kam Carl-Werner Möller Hof zum Berge beim Besuch des Kölner Schokoladen-Museums. Im Jahr 2009 gründete er mit neun Mitgliedern den „WOK – World of Kitchen Verein“. Der Koch und Gastronom wollte aber nicht nur einfach Küchen-Exponate und Dekorationen in zeitgeschichtlichen Kulissen präsentieren. Er integrierte auch eine Schul- und Lehrküche, in der er es sich zur Aufgabe machte, jungen Menschen die Kultur der Speisezubereitung zu vermitteln. Seit der Eröffnung der Küchenmuseums im Jahr 2010 haben mehr als 30.000 Kinder und Jugendliche diese Schul-Kochkurse besucht.
Von Kochen bis zur Kochkunst
Eines wird im Küchenmuseum deutlich: Ging es im Mittelalter zunächst nur darum, den Hunger am offenen Feuer zu stillen, wurde mit dem Wandel der Essgewohnheiten auch die Küchenausstattung ausgefeilter. So geht die Zeitreise von der Feuerstelle zum rustikalen Küchenofen über den edlen AGA-Herd – heute eine echte Rarität und ein wertvolles Sammlerstück – bis zu den Küchen des 20. Jahrhunderts: wie die aus der Hannoveraner Altstadt von 1920, der minimalistischen Bauhausküche von 1926 und der „super modernen“ Flugzeugküche aus Metall von Werner Sell aus dem Jahr 1938. Auf dem Tisch eines roten Küchenmodells aus den 60er Jahren liegen sogar noch die Original-Rabattmarken inklusive Klebeheftchen. Weiter geht’s zur giftgrünen Küche aus den 70ern, an der bereits TV-Koch Alexander Herrmann kochte, bis zum Modell „Eiche rustikal“, das in den späten 80er Jahren Trend war.

Kurioses und Internationales
Das WOK-Museum zeigt nicht nur die Entwicklung der Küche. Zu sehen sind auch Küchen aus aller Herren Länder, beispielsweise eine Wohnküche aus einer russischen Datscha, eine original Zirbenholzküche aus Tirol, eine aus England – hier steht der wertvolle türkisfarbene AGA-Herd – und ein Teezelt im Palast des Sultans.

Auch Kurioses gibt es zu entdecken, so kann der Gast zum Beispiel einen Blick in eine „Rotlichtküche“ werfen. Eine Ausstellung zeigt eine Toastersammlung und allerlei AEG-Geräte. Darunter sogar ein noch funktionsfähiger „Bollimat“, ein Vorläufer der Mikrowelle, mit dem man in den 60er Jahren ein einzelnes Würstchen in 30 Sekunden erwärmen konnte.
Für alle Schokoladenliebhaber gibt es am Ende auch einen kleinen Sarotti-Shop mit Schokoladen-Variationen, die es so nicht mehr im Handel gibt. Die kleinen Schokoladentäfelchen in nostalgischen Blechdosen zum Beispiel sind ein schönes Mitbringsel.
Wer nun Lust aufs Kochen bekommen hat, der kann sich in der Bibliothek mit mehr als 10.000 Kochbüchern inspirieren lassen. „Das älteste Buch ist aus dem Jahr 1785“, verrät Gästeführerin Heidi Igel. Gut, dass es einen geschützten Platz in Europas erstem und größtem Küchenmuseum gefunden hat.