zu enno

Bild: Julia Steinberg-Böthig
Ausflugstipp

Hannover im Spotlight

Bei Nacht und nur im Licht von Taschenlampen erscheinen Hannovers Sehenswürdigkeiten buchstäblich in einem ganz neuem Licht. Seit einem Jahr gibt es in den Herbst und Wintermonaten die Flashlighttour. Ursprünglich aus der Not heraus geboren, hat sich die Stadttour im Dunkeln zu einem echten Highlight entwickelt.

Es ist 19 Uhr. Gästeführer Tino verteilt neongelbe Warnwesten und Taschenlampen vor dem Neuen Rathaus in Hannover. Die rund 20 Teilnehmenden sind nicht nur Touristen, auch Einheimische wollen heute Abend „ihre“ Stadt im Schein der Taschenlampen neu kennenlernen.
„Als im vergangenen Jahr der Ukrainekrieg ausbrach und wir alle zum Stromsparen angehalten wurden, hatten wir bei unseren Stadtführungen in den Abendstunden im Herbst und Winter ein Problem“, erzählt Tino. „Man hat nix mehr gesehen, da ja auch die Geschäfte nicht mehr beleuchtet waren. Eher aus der Not heraus, entstand so die Flashlighttour.“ Doch im Licht der Taschenlampen zeigen Gebäude und Sehenswürdigkeiten völlig neue, interessante Seiten. So habe man die Tour fest ins Programm aufgenommen. Tino strahlt mit seiner Taschenlampe das Neue Rathaus an. Schatten und Silhouetten malen Kontraste, die vielen Figuren an der Fassade erzählen Geschichten und lassen das 110 Jahre alte Gebäude zu einem steinernen Bilderbuch werden.

Die Flussgötter an der Leine

Entlang des Roten Fadens Hannover – ein Wegweiser zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt – geht es durch die Innenstadt. An der Leine zeigen sich im Schein der Taschenlampen die Flussgötter an der Fußgängerbrücke vor dem Stauwehr als letzt Überbleibsel der ehemaligen Wasserkunst. „Die Flusswasserkunst selbst, ein Neorennaissance-Gebäude von 1895, hatte zwar den Zweiten Weltkrieg nahezu unbeschadet überstanden, wurde aber 1963/64 trotz heftiger Proteste der Bevölkerung auf Betreiben des Stadtplaners Rudolf Hillebrecht abgerissen und wich einer großzügig asphaltierten Straßenfläche“, erklärt Gästeführer Tino und zeigt mit seinem Spotlight auf die Steinskuplturen.

Ein Tor zur Innenstadt

Weiter geht es vorbei am Leineschloss zum Hohen Ufer, der westlichen Uferstraße, die an Hannovers Altstadt und Fußgängerzone grenzt. Bei Tage kann man hier auf der „Leine Welle“ Surfer beim Wellenreiten zuschauen. Der Marstalltor liegt auf dem Weg in die Altstadt und wurde 1714 vom Architekten Louis Remy de la Fosse erbaut. „Es zierte früher das Reithaus, den alten Marstall am Ende der Burgstraße, und wurde 1967 an diese Stelle versetzt“, so Tino. Im Schein der Taschenlampen erkunden die Gäste das mächtige steinerne Tor und das Wappen des hannoversch-englischen Königs Georg I.

Mahnmal im Schein der Taschenlampen

Nahezu alle historischen Gebäude fielen im Zweiten Weltkrieg dem Bombenhagel zum Opfer. Nur Weniges blieb erhalten, einiges konnte rekonstruiert werden. Das Alte Rathaus mit seiner Backsteingotik, den prachtvollen Fialengiebel und dem Torfries vermittelt als historische Insel einen Eindruck, wie Hannover im Mittelalter ausgesehen haben muss.
Auch die Aegidienkirche, ursprünglich im 14. Jahrhundert entstanden, wurde 1943 zerstört. Doch Turm und Außenmauern ließ man wieder aufbauen. Heute ist sie Mahnmal für die Opfer von Krieg und Gewalt. So befindet sich im Turm die Friedensglocke aus Hiroshima. Der Schein der Taschenlampen und das Spiel von Licht und Schatten im von Efeu umrankten Mauerwerk verstärkt den Eindruck von Gewalt und Zerstörung.

Der Rundgang endet nach zwei Stunden wieder am Neuen Rathaus. Tino weist mit seiner Taschenlampe auf die Uhr an der Fassade. Sie schlägt gerade die neunte Stunde an.

Weitere Infos findest du hier:

So kommst du hin:

RE30
Hannover
Vom Hauptbahnhof sind es nur 15 Minuten zu Fuß durch die Innenstadt zum Neuen Rathaus.
Julia vom enno

Julia vom enno

Julia ist seit mehr als 20 Jahren freiberufliche Journalistin. Sie liebt Ausflüge, gutes Essen und ihre Familie. Mit ihnen unternimmt sie nahezu jedes Wochenende Kurztrips in die Region, über die sie dann gern auch schreibt.

Das könnte dir auch gefallen