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Bild: Julia Steinberg-Böthig
Ausflugstipp

Hildesheims wilde Seite

Von hier oben hat der Besucher nicht nur einen schönen Blick über die Stadt Hildesheim, hier auf dem bewaldeten Steinberg im Stadtteil Ochtersum gibt es auch jede Menge Tiere im Wildgatter zu entdecken, und das schon seit 1968 und 365 Tage im Jahr – einmalig in Deutschland.

Den Tieren ganz nah

„Rund 300 Tiere und 50 Arten leben hier auf 60.000 Quadratmetern“, erklärt Naturscout Sabine Herzog und ergänzt lächelnd, als sie meinen fragenden Blick sieht: „Das sind achteinhalb Fußballfelder.“ Seit rund sechs Jahren führt die Hildesheimerin ehrenamtlich Kinder und Jugendliche sowie alle anderen Interessierten über das Gelände. Immer mit dabei die „Gatter Karre“. Auch, wenn die Besucherinnen und Besucher den Tieren im Wildgatter recht nahe kommen, helfen die Inhalte in den neun Schubladen und Fächern für ein noch besseres Verständnis. Sabine Herzog zieht eine Schublade auf, holt ein Gewölle von einem Uhu und eine beeindruckend große Kralle des Raubtieres hervor. „So nah möchte man dann doch keinem lebenden Exemplar kommen“, sagt Sabine Herzog lachend. Vor allem die Kinder sind beeindruckt, wenn die Naturführerin den mächtigen Hauer eines Wildschweins herumreicht oder das Horn eines Mufflons. Sie erklärt dabei auch den Unterschied zu einem Geweih, das auf den Köpfen vom Damwild wächst. Hörner tragen die Mufflons.

Die Naturscouts Thomas Hagenhoff mit Hund Charlie und Sabine Herzog führen Besucherinnen und Besucher über das Gelände des Wildgatters.

Hier wird gehegt und gepflegt bis ans Lebensende

Thomas Hagenhoff ist seit 2018 ebenfalls Naturscout. Seit September vergangenen Jahres führt er den Vorsitz des Vereins, der sich um die Erhaltung und den Ausbau der Anlage kümmert. Für ihn ist das Ehrenamt eine Herzensangelegenheit: „Ich fühle mich privilegiert, für einen der schönsten Orte Hildesheims tätig sein zu dürfen und besonders den Kindern in Kitas und Schulen mit unserem Programm die Natur und die heimischen Tiere nahe bringen zu können.“ Eine ganz besondere Beziehung pflegt er zu Kolkrabe Jakob. Der Vogel kam verletzt als junges Tier ins Wildgatter. Die Pfleger nahmen sich dem Raben an. „Die Tiere werden hier bis zu ihrem Lebensende gehegt und gepflegt. Wir haben eine kleine Auffangstation für verletzte Eulen und Greifvögel, die eben aufgrund ihrer Verletzungen in der Wildnis nicht mehr überleben würden“, so Thomas Hagenhoff. „Jakob und Thomas sind beste Freunde“, ergänzt Sabine. Oft findet sie Thomas bei Jakob in der Voliere sitzend. „Die beiden ,unterhalten’ sich mit Flöt- und Klicklauten.“

Von Waschbären, Wildkatzen und Frettchen

Im Wildgatter Hildesheim sind überwiegend – bis auf ein paar Ausnahmen wie die Sittiche – heimische Tiere zu Hause, zum Beispiel Ziegen, Rot- und Damwild, Schottische Hochlandrinder, Wildscheine, Geflügel jeglicher Art, Wildkatzen und Waschbären. „Moment, Waschbären?“, frage ich. „Ja, die eigentlich invasive Art kommt aus Nordamerika, zählt in Europa aber mittlerweile zu den heimischen Tieren“, erklärt der erste Vorsitzende. „Die drei im Wildgatter lebenden Tiere sind Geschwister und kamen 2017 als Babys hierher. Ihre Mutter wurde wohl überfahren. Wir haben sie von Hand mit der Flasche großgezogen.“ Mittlerweile sind sie ausgewachsen, haben scharfe Krallen und spitze Zähne. „Das sind Raubtiere, das darf man nicht unterschätzen.“

Auch Enrico und Uwe sind Raubtiere. Die beiden Wildkatzenbrüder kamen als Jungtiere zum Wildgatter. Sabine Herzog lockt die Katzen mit Fleischköder per Angel aus ihrer Deckung. „Da wir sie ebenfalls per Hand aufgezogen haben, sind sie nicht so scheu wie ihre Verwandten in der freien Wildbahn. Dennoch sind sie jetzt keine Streicheltiere mehr“, sagt Sabine Herzog. Ein paar Schritte weiter holt Naturscout Sabine die Frettchen mit Klopfen aus ihrer Schlafkiste. Die possierlichen Tiere sind eigentlich nachtaktiv, doch für einen kleinen Leckerbissen unterbrechen sie gern ihren Schlummer. Anders als ihre Raubtiernachbarn lässt sich die Marderart gern streicheln, was besonders bei den Kinder gut ankommt.

Natur, Tiere, Spezialitäten und ein Spielplatz

Das Wildgatter Hildesheim auf dem Steinberg kann das ganze Jahr hindurch besucht werden. Wer gern von einem Naturscout begleitet werden und noch mehr über die Tiere erfahren möchte, kann eine Führung buchen.

Zum Abschluss lohnt sich noch der Besuch der Kupferschiede. Das Restaurant lädt mit kulinarischen Spezialitäten und einer schönen Außenterrasse zum Verweilen und Genießen ein. Und der große Spielplatz nebenan sorgt bei den kleineren Besuchern für Spaß und Unterhaltung.

Weitere Infos findest du hier:

So kommst du hin:

RE50
Hildesheim
Du nimmst den Stadtbus der Linie 5 in Richtung Ochtersum (abends und am Wochenende: Linie 102) und fährst bis zur Haltestelle Rex-Brauns-Straße. Von da aus gehst du links am HIT-Verbrauchermarkt vorbei. Der Fußweg führt dich direkt bergauf zum Wildgatter.
Julia vom enno

Julia vom enno

Julia ist seit mehr als 20 Jahren freiberufliche Journalistin. Sie liebt Ausflüge, gutes Essen und ihre Familie. Mit ihnen unternimmt sie nahezu jedes Wochenende Kurztrips in die Region, über die sie dann gern auch schreibt.

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