Spätestens seit das Storchenpaar Fridolin und Mai auf dem Schornstein im NABU-Artenschutzzentrum Leiferde Mitte Februar gelandet ist, ist wieder richtig Bewegung auf dem Hof. Es wird geklappert, gebaut, geflogen und gelandet. „Manchmal ist sich das Paar nicht einig, wo welcher Ast im Nest hingelegt werden sollte“, sagt Diplom-Biologin Bärbel Rogoschik, Geschäftsführerin im NABU-Artenschutzzentrum. „Aber diese Unstimmigkeiten sind bald vergessen und die beiden übernachten wieder gemeinsam in ihrem Nest. Jetzt warten wir auf Nachwuchs der beiden.“ Jeden Tag beobachten viele Fans neugierig über die Webcam den Storchenalltag.
3.764 Tiere in 187 Arten
Im Artenschutzzentrum landeten jedoch nicht alle Tiere freiwillig wie Fridolin und Mai. 3.764 Tiere in 187 Arten zählten die Tierschützer im vorigen Jahr. „Oft werden uns junge, scheinbar hilflose Vögel gebracht von Menschen, die es gut meinen. Am besten ist es aber immer, den Vogel erst einmal zu beobachten. Häufig wird er von der Mutter zurück ins Nest geholt und ist gar nicht hilflos. Hat er jedoch die Bindung an die Elterntiere verloren, können nur noch wir ihm helfen. Dann wird er gefüttert, gepäppelt und wenn er groß genug ist, wieder frei gelassen.“

Zeit mitbringen beim Tiere beobachten
Die Tiere im NABU-Artenschutzzentrum wohnen zwar in Gehegen und Volieren, jedoch ist hier alles anders als in einem klassischen Tierpark. „Die Tiere werden nicht zur Schau gestellt. Bei manchen müssen sich die Besucher Zeit nehmen, bis sie sie entdecken“, so die Biologin. „Aber das entschleunigt ungemein.“ Bei Besuchern ist der Park beliebt, weil sie es sich in der Weidenhütte bei einem mitgebrachten Picknick gemütlich machen können. Die Kinder flitzen über die Wiese und die Erwachsenen staunen über den erhöhten Flugverkehr, der hier in den Sommermonaten durch die drei Storchenpaare, den Milan und die Graureiher herrscht.
Ein Zuhause für Land- und Wasserschildkröten

Eine Besonderheit bietet das Artenschutzzentrum noch: Die europäische Sumpfschildkröte war in Niedersachsen eigentlich ausgestorben. Durch die Nachzüchtungen in Leiferde konnten inzwischen mehr als 400 Tiere ausgewildert werden. Leider gibt es hier aber viele Panzerträger, die nicht in unserer Natur überleben könnten oder dieser schaden. Deshalb leben viele Land- und Wasserschildkröten in Leiferde. Bärbel Rogoschik sagt: „Gerade bei Exoten machen sich viele Menschen keine Gedanken darüber, dass die Tiere sehr alt werden und Kosten verursachen, wenn sie gehalten werden. Da reicht nicht die Anschaffung von Terrarium und ein bisschen Futter. Wenn das Tier krank wird, kann es zu hohen Tierarztkosten kommen. Oft wird es dann ausgesetzt und landet bei uns.“
Ein Nandu und ein Papagei im Auto
Als die Geschäftsführerin einmal zu einer Pferdekoppel gerufen wurde, traute sie ihren Augen kaum. Dort stand ein Nandu, ein straußenähnliches Tier aus Südamerika. „Eigentlich rechnete ich mit einem Anruf, denn es fällt ja sicher jemanden auf, wenn so ein großer Vogel fehlt. Als er dann nach einigen Monaten immer wieder Balzrufe von sich gab, suchten wir ihm ein neues Zuhause in einem Tierpark, in dem er nun Artgenossen um sich hat und glücklich ist.“
Der neuste Zugang ist ein Papagei, der in einem Auto lebte und beschlagnahmt wurde. Ganz behutsam tasten sich die Tierpfleger nun an ihn heran, schauen, was er mag, bis sie ihn untersuchen und dann anderen Papageien vorstellen können.
„Aufklärung ist ein wichtiges und großes Thema hier im NABU-Artenschutzzentrum,“ so Bärbel Rogoschek. Vielleicht lassen sich so einige Schicksale abwenden.
Großes Strorchefest
Am Sonntag, 23. April von 10 bis 17 Uhr lohnt sich der Besuch des NABU-Artenschutzzentrums noch einmal mehr: Beim Storchenfest erwarten dich viele tolle Aktionen wie Kinderschminken und Tattoos, Infostände klären über Nistkästen, Wölfe, Hornissen und mehr auf, es gibt eine Hüpfburg, Bratwurst, Pommes, Getränke, Kuchen und mehr.