Klein-Mick ist das erste Mal in seinem Leben im Museum. Im Entdeckersaal kann ich meinen Dreijährigen kaum noch bremsen. Die große 13 Meter lange Landschaftsvitrine, die das Leben unter und über der Erde fast naturgetreu zeigt, hat es ihm besonders angetan. Er entdeckt eine Weinbergschnecke, die gerade ihre Eier in die Erde ablegt, eine Drossel, die einen Regenwurm aus der Erde zieht, einen Feldhasen und seine drei Jungen, einen Igel, Käfer auf und unter der Erde, einen Maulwurf… Sein kleiner Mund komm gar nicht mehr hinterher alles aufzuzählen, was er bisher häufig nur aus seinen Büchern kennt.
Ein paar Schritte weiter und er weiß jetzt, wie sich ein Krokodil anfühlt. „Wow“, entfährt es Mick ganz ehrfürchtig, als seine kleine Hand über die lederne Haut streicht. Denn er weiß, Krokodile sind groß und beißen. Unterschiedliche Fell- und Hautarten gibt es hier zu betasten. Auch das borstige Fell eines Wildschweins. Doch Mick muss weiter. An der Wand erklärt ihm sein Papa die Tierspuren, die zu sehen sind. „Nur zwei Spuren für einen Wolf?“, fragt er und schaut seinen Papa skeptisch an. „Ja, weil der immer mit den Hinterpfoten in die Spuren seiner Vorderpfoten tritt“, liest dieser laut von der Tafel vor. Vorbei an einer 150 Jahre alten Scheibe einer Buche geht es in den nächsten Raum: dem Schaumagazin. Ein Löwe, ein Gepard, eine Hyäne, ein Braunbär, Vögel – mehr als 500 Präparate stehen in der deckenhohen Vitrine. Die gedimmte Beleuchtung und Spiegel verleihen dem Raum etwas Mystisches. Micki kann sich an den vielen Tieren kaum sattsehen und doch muss er weiterlaufen. Da gibt es doch noch so viel mehr zu entdecken.
Das Museum begeistert Kinder ebenso wie Erwachsene
Anfangs war ich ein bisschen skeptisch, ob ich einem Dreijährigen schon einen Besuch im Museum zumuten kann. Aber als ich auf der Homepage vom Naturhistorischen Museum in Braunschweig las, dass dort ein echtes Dino-Skelett ausgestellt ist, wusste ich, dass mein kleiner Sohn begeistert sein würde.
Die „Schatzkammer“ begeistert hingegen eher Mama und Papa. Sie bietet einen Blick in die alte herzogliche Sammlung und präsentiert die ältesten und wertvollsten Objekte des Museums, die einst Herzog Carl I. von Braunschweig und Lüneburg im 16. und 17. Jahrhundert zusammengetragen hat. Ganz im Sinne der Aufklärung machte er dieses 1753/54 der Öffentlichkeit zugänglich. Damit gründete er das erste öffentliche Museum Deutschlands, aus dem sowohl das Staatliche Naturhistorische Museum als auch das Herzog Anton Ulrich-Museum hervorgingen.
Im Keller des Museums ist Mick dann kaum noch zu halten: Da schwimmen doch tatsächlich Dori und Nemo im Aquarium! Und nebenan im Terrarium krabbelt ein wunderschöner Blauer Baumwaran die Wand hoch. „Der muss sich aber gut festhalten, damit er nicht runterfällt“, weiß Micki und muss schon weiterlaufen, um zu schauen, was hinter der nächsten Scheibe zu entdecken ist. Ein Grüner Baumpython schläft träge auf einem Ast. Er hat sich wohl gerade gehäutet, seine alte Haut hängt im Gestrüpp nebenan. „Boa, ist die schön“, staunt Mick.
Hinauf geht es in den ersten Stock, wo wir Tiere in sogenannten Dioramen sehen. Das sind Schaukästen, die jeweils einen Ausschnitt der Lebensräume von Dachs über Luchs bis Wat- und Wasservögel im norddeutschen Raum zeigen. Micki entdeckt Biber, den Wolf, Waschbären und einen imposanten Hirsch.
Ein Dinosaurier in Lebensgröße
Im zweiten Stock dann Mickis persönliches Highlight: ein 13 Meter langes Dinoskelett! Ein Spinophorosaurus oder nach Micks Wissensstand ein „Langhals“. 160 Millionen Jahre alt, 2002 in Niger gefunden, lese ich vor. Ein paar Schritte weiter finden sich noch echte Dinospuren. Fährten von Raubsauriern. Anders als beim Skelett, das natürlich nicht angefasst werden darf, schützt hier eine Plexiglasscheibe am Boden vor Berührung. Dennoch kann Micki den versteinerten Spuren ganz nahe sein. „Das waren bestimmt Raptoren mit spitzen Krallen“, weiß mein Junge und schaut dabei etwas altklug drein.
Wir sind am Ende der Ausstellung angelangt. Mehr als eine Stunde konnte das Haus an der Pockelsstraße unseren Sohn begeistern. Auch wir Erwachsenen finden: Ein tolles Museum, dessen Besuch absolut lohnenswert ist.